Das Hollandrad – ein zeitloser Charmeur mit Charakter

Hollandfahrrad

Das Hollandrad – ein zeitloser Charmeur mit Charakter

Jeder erkennt leicht ein Hollandrad auf der Straße. Und erzeugt der Anblick der grazilen Altmodischkeit nicht ein Lächeln auf dem Gesicht? Wer es nicht eilig hat und gern seine Einkäufe auf robustem Gepäckträger transportiert, ist mit diesem Typ gut bedient – und lange.

Wenige Fahrradtypen sind so leicht auf Anhieb im Straßengeschehen zu erkennen wie Hollandräder. Dazu trägt bei, dass das Hollandfahrrad über Jahrzehnte fast gar keine äußere Veränderung erfahren hat. Ja, es ist ein absolut konservatives Raddesign. Aber das muss ja kein Nachteil sein. Ganz im Gegenteil. Fern von allen Trends und sportlichen Zwecken, die ihre eigenen Fahrradtypen im Gefolge haben, hält sich das Holland Fahrrad als ein solider Evergreen charmanten Aussehens mit hohem praktischem Wert.

Was ist typisch für ein Hollandrad?

Die Bauweise des Hollandrades hat sich fest etabliert seit mehr als hundert Jahren. Ins Auge fallen der vollverkleidete Kettenkasten (ursprünglich aus Blech oder Baumwollstoffbespannung, heute auch Kunststoff) und die Teilverkleidung des Hinterrades, in der Art eines Mantelschutzes. Mit dem Wort ist nicht der Fahrradmantel gemeint, sondern die flatternde Kleidung des Radfahrers, die zwischen die Speichen geraten könnte. Das soll diese Seitenverkleidung unter dem Schutzblech verhindern. Da kaum noch jemand mit langem Mantel oder Kleid Fahrrad fährt, ist diese Vorrichtung sonst weitgehend verschwunden. Desweiteren hat ein Holland Fahrrad traditionelle Rahmenbauarten aufzuweisen. Das Herrenmodell hat das waagerechte Oberrohr, das eine Trapezform des Rahmens, auch Diamantrahmen genannt, abschließt. So sahen über viele Jahrzehnte fast alle Herrenräder seit 1890 mit Luftbereifung aus. Das Hollandfahrrad für Damen ist noch spezifischer, denn hier sitzt über dem geraden Unterrohr ein geschweiftes Oberrohr, bezeichnenderweise Hollandbogen oder Schwanenhals genannt. Der Lenker wird nahe herangeführt an den Fahrer, der viel aufrechter zu sitzen kommt als auf moderneren, besonders sportbetonten Fahrradtypen.

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Der Werdegang des Hollandrades

Ursprünglich war das Hollandfahrrad gar keine niederländische Eigenentwicklung, sondern ein Nachbau importierter englischer Fahrräder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, insbesondere seit den 1880er und 1890er Jahren, als mehr und mehr heimische Produzenten nach dem Pionierunternehmen Henricus Burgers dazukamen. Eine der bekanntesten heute noch existierenden Marken, das Gazelle Hollandrad, kam 1892 hinzu. Während andere Fahrräder durch Innovation ihr Äußeres allmählich veränderten, blieb das Holland Fahrrad weitgehend dem ursprünglichen Konzept treu. Es legt Wert auf Langlebigkeit und Qualität, gepaart mit Fahrkomfort. Dem Umstand, dass die Niederlande ein Flachland ist und keine Berge kennt, ist geschuldet, dass viele Modelle (bis heute) ohne Gangschaltung auskommen, weil keine Steigungen zu bewältigen sind. Oder allenfalls mit simplen Nabenschaltungen von drei (neuerdings bis fünf) Gängen auskommen. Das macht sie im Vergleich zu Kettenschaltungen recht wartungsarm.

Original oder Exportversion?

Noch archaischer kommt einem Betrachter die Originalbremsbauart mit Stangenübertragung statt Seilzug an der Vorderradbremse vor (nicht an Exportfahrzeugen für Deutschland). In der Niederlande setzt man auf Trommelbremsen vorn und hinten, im Unterschied zu Fahrrädern mit Rücktritt und Felgenbremse für den deutschen Markt. Oft sieht man Hollandräder auch mit beigen Reifen oder sogar pastellfarbener Bereifung passend zu einer Rahmenfarbe. Neben dem Normalfahrrad nach Art eines Gazelle Hollandrades sind in der Niederlande immer viele dreirädrige Lastenfahrräder in großer Verbreitung gewesen. Lastenfahrräder erleben derzeit eine Renaissance durch die Abkehr vom Verbrennungsmotor im urbanen Nahverkehr. Für den deutschen Markt werden Hollandräder modifiziert hergestellt, um der hiesigen Straßenverkehrsverordnung zu genügen, etwa, was zwei unabhängig voneinander arbeitende Bremssysteme angeht, oder die Beleuchtung mit abweichender Voltspannung. Mit 635 mm Feldendurchmesser ist der holländische Standard abweichend von dem deutschen von 622 mm für das 28 Zoll Reifenformat. 26 Zöller sind viel weniger gebräuchlich als in Deutschland. Im Original sieht man keinen Bügel für das Festklammern von Transportgut auf dem recht soliden Gepäckträger, sondern Gummispannbänder, die bis zur Radnabe hinabführen. Zum Originalrad passt gut ein klobiger großer Scheinwerfer und ein Bügelfahrradständer, der das Hinterrad komplett anhebt, wenn es darauf ruht.

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Fahreigenschaften des Hollandrades

Das Hollandfahrrad ist ein reines Stadtfahrrad und bemüht sich kein bisschen um sportliche Performance. Es kommt dem City- oder Tourenrad am nächsten in seinen Fahreigenschaften, bietet dazu so ziemlich die bequemste Art Fahrrad zu fahren. Bergfahren oder gar Geländefahren ist schwer vorstellbar. Das Holland Fahrrad verfügt über einen breiten, bequemen altertümlichen Sattel mit Federung. Die Lenker sind verchromt, seine Bauart wird Komfortlenker oder sogar (sic!) Hollandradlenker genannt, mit stark zum Fahrer gebogenen Griffenden. Spurten ist damit natürlich nicht drin, ist mit wenigen Gängen unter dem Tritt auch nicht geplant. Hollandräder sind dazu ziemlich schwer im Vergleich zu anderen Typen, schon weil sie immer noch aus Stahlrohr gebaut zu werden pflegen, statt aus Aluminium oder Carbon. Um die 16 – 20 kg sind kein Problem, wenn man das Rad nicht herumtragen muss.

Gibt es auch E-Bikes dieses Typs?

Es war unvermeidbar, dass sich unter die Typenvielfalt mehr oder weniger klassischer Hollandfahrrad-Versionen auch solche mit elektrischem Antrieb in den letzten Jahren hinzugesellten. Zweifellos unterstützt ein E-Antrieb das Originalkonzept eines Holland Fahrrades, das auf Bequemlichkeit und guten Nutzwert im Alltag ausgerichtet ist. So finden sich wenig überraschend E-Modelle im Programm von Herstellern wie dem des Gazelle Hollandrades. Die erforderliche Technik in Form von Batteriegehäusen und E-Motor lässt freilich das Erscheinungsbild noch etwas klobiger geraten.

Hersteller und Marken in und außerhalb der Niederlande

Neben der Traditionsmarke Gazelle Hollandrad gibt es weitere Hersteller, die es verdienen abgecheckt zu werden. Ein Hollandrad muss nicht unbedingt von einer niederländischen Firma gebaut werden, da der ‚Urtypus‘ nicht urheberrechtlich geschützt ist. Des Purismus wegen möchte man aber vielleicht doch eine niederländische Marke bevorzugen, zumal die dann in der Lage sein dürfte, nicht für den Export modifizierte Originalräder anzubieten. Neben Gazelle Hollandrad wären diese Hersteller beispielsweise Batavus, Sparta oder Union. Außerhalb der Niederlande etwa Rheinfels, BBF oder Excelsior. Ein neues Hollandfahrrad kostet ab etwa 300 Euro.

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Immer noch auf der Suche nach einem Hollandfahrrad?

Unaufgeregtes Radfahren in klassischer Gediegenheit und elegantem Look – da kommt man um ein echtes Hollandrad kaum herum. Ein Gazelle Hollandrad und andere Angebote warten auf ein neugieriges, preisbewusstes Auge auf Plattformen wie beispielsweise Hollandfahrrad.net. Nomen est Omen, nicht wahr? Dort dürfte man ebenso fündig werden, wenn das Holland Fahrrad weniger klassisch sein und für die gebirgige Gegend E-Antrieb oder mehr Gänge im Tritt haben darf.